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04.03. – 21.05.2018

Altered States. Substanzen in der zeitgenössischen Kunst

Seit jeher nehmen Menschen Substanzen zu sich, die nicht der Nahrungsaufnahme dienen – zur Heilung, zum Rausch, zur Bewusstseinserweiterung, in religiösen Ritualen, zur Selbstoptimierung, aus Protest und Langeweile. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass sich die Motive für den Konsum und damit die gesellschaftliche Bedeutung einer Substanz verändern können. Galt „Pervitin“ seit den 1930er Jahren als Wundermittel gegen verschiedenste Erkrankungen, ist Methamphetamin heute verboten. Wiederum früher ausschließlich als Pferdebetäubungsmittel eingesetzt, ist Ketamin heute nicht nur eine der populärsten Party-Drogen, sondern wird zunehmend bei der Behandlung von Depressionen eingesetzt. Können sich Mädchen schon seit Jahrzehnten die Antibabypille auch gegen unreine Haut verschreiben lassen, kämpft die LGBTQI-Community heute weltweit für den legalen Zugang zu Hormonen.

Die sich wandelnden Kategorisierungen der einzelnen Substanzen als Pharmazeutika, Droge, Hormon oder Dopingmittel scheinen weniger den Effekten und Gefahren geschuldet zu sein. Vielmehr verbirgt sich dahinter neben individuellen Einstellungen und Schicksalen soziale Geschichte geprägt von Fragen der Rasse, Geschlechtlichkeit, Klasse und ökonomischen Interessen. Als Erbe des 19. und 20. Jahrhunderts bleibt der Diskurs um diese Stoffe geprägt von Machtregimen und Tabuisierungen. Die Omnipräsenz von Substanzen verlangt nach einer kritischen Befragung bis hin zu Revisionen des gesellschaftlichen Umgangs mit ihnen.

Die internationale Gruppenausstellung im Kunstpalais zeigt Künstler*innen, die sich in unterschiedlichsten Medien dem Thema Substanzen nähern. In Fotografie, Video, Plastik, Installation und Performance wir das diskursive Feld weit gesteckt. Es lässt Raum für Fragen nach Wirkungen und Potentialen verschiedener Substanzen, den Zusammenhängen zwischen Verbreitung von Stoffen und Marginalisierung von Minderheiten, wirtschaftlichen Interessen und hochprofitablen Schwarzmärkten sowie Subkulturen und deren kapitalistischer Vereinnahmung. In letzter Konsequenz geht es um das Verhältnis individueller Freiheit zur kollektiven Verantwortung, um Biopolitik und Kritik an (Hetero)normativität. Die Ausstellung hinterfragt den gesellschaftlichen Umgang mit und die Sicht auf Substanzen kritisch und beleuchtet die globalen Konsequenzen wie möglichen Potentiale.

Teilnehmende Künstler*innen:

Daniel García Andújar (ES), Cassils (CA), Rodney Graham (CA), Sidsel Meineche Hansen (DK), Carsten Höller (DE), Joachim Koester (DK), Mary Maggic (US), Joanna Rajkowska (PL), Thomas Rentmeister (DE), Marten Schech (DE), Jeremy Shaw (CA) und Suzanne Treister (GB)

 

Gefördert durch:

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Vernissage: 03.03.2018
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