Ausstellung-Detailseite

06.07. – 02.09.2012

Thomas Locher: Parcours

„Die Ausstellung rührt an die Frage ihrer Erzählbarkeit und bietet verschiedene Stationen mit unterschiedlich narrativen und argumentativen Figuren auf, die das Rätsel des Ökonomischen und einige seiner Aspekte und Begriffe umstellen: des Tauschs und seiner Operationen, die Möglichkeitsbedingung der Gabe und ihre Gesten, die Dinge in ihrem Verhältnis zum Menschen, die Dinge als Objekte und ihr Fetischcharakter, wenn sie zur Ware werden; aber auch ihre Immanenz soll betrachtet werden. Es wird ein Blick auf den annihilierenden Charakter des Geldes und seine (un)endliche Abstraktionsmöglichkeiten geworfen, auf den Aggregatzustand des Geldes, wie er uns bekannt ist. Wir versuchen in die Zukunft des Geldes zu blicken und werden die Frage stellen, warum wir es bald nicht mehr benötigen. Es wird um die Beziehung von Glaube, Würde und Glaubwürdigkeit gehen und darum, wie diese Begriffe mit dem Kredit zusammenhängen, um die Unmöglichkeit der Visualisierung von Arbeit, ihre Nicht-Sichtbarkeit, und warum wir sie gar nicht sehen wollen, wenn wir sie sehen könnten. Wir versuchen eine Darstellungsästhetik anzubieten, die eine Gegenüberstellung von randständigen Fragen, Wahrnehmungen und Problemen dessen ergibt, was man immer noch Kapitalismus nennt. Wir werden uns mit dem Gegensatz rational/irrational beschäftigen und werden versuchen die Regeln, Gesetze und Strukturen des Ökonomischen, wenn sie überhaupt existieren, zu entziffern. In der Ausstellung wird es ein Orientierungssystem geben, es wird Wegweiser mit Markierungen und Richtungsanzeigern geben.
In der Ausstellung wird es nicht um die gegenwärtige Finanzkrise gehen; um ‚Krisen’ schon.
Nicht nur im Spektakel des Finanzsystems werden Funktionsweisen des Ökonomischen zur Schau gestellt, wenn alles aus dem Leim zu gehen droht, wenn die Dinge nicht mehr funktionieren. Ähnlich verhält es sich mit der Sprache, deren vielschichtige Funktionsweisen sich erst dann zeigen, wenn Fehler in der Kommunikation auftreten, wenn es im Verhältnis von Sender und Empfänger zu Missverständnisse kommt. Wie die Ökonomie einen Überschuss an Waren, Dingen und Energien produziert, produziert die Sprache einen Überschuss an signifikanten Bedeutungen, der möglicherweise auch ohne Bedeutung ist, der nicht mehr in Tauschverhältnisse eingespeist werden kann, der wie ein Rest übrigbleibt. Mit diesem Rest werden wir uns beschäftigen." (Thomas Locher, *1956 in Munderkingen)


Die Ausstellung findet im Rahmen des Erlanger Poetenfestes 2012 statt.

Vernissage: 05.07.2012
zurück