Ein Flüstern im Wald – das gibt es nur in Märchen und Fabeln? Im unterirdischen Reich des Waldes verborgen liegt ein feines Geflecht aus wurzelartigen Fäden. Ausgehend von den Pilzen, die sich über den Waldboden ausbreiten, bildet sich ein Netzwerk, das weitreichend Bäume und Lebewesen des Waldes über Artgrenzen hinaus verbindet. Es dient zum Nährstoffaustausch und ermöglicht das Wachstum von Wäldern auch dort, wo die Natur bereits unwiederbringlich zerstört schien. So war es doch auch ein Pilz, der sich als erstes Leben nach der nuklearen Katastrophe in Hiroshima zeigte. Viel mehr als nur Boten des Herbstes führen uns diese mikroskopisch dünnen Pilzwurzeln vor Augen, wie Existenz in den Ruinen eines Ökosystems möglich ist.

Mit der Ausstellung fables of abstraction and fungi verwandelt Ad Minoliti (* 1980 in Buenos Aires, Argentinien) das Kunstpalais in ein eben solches, unterirdisches Reich voller Pilze, Wurzeln und Waldwesen. In einer speziell für das Museum entwickelten Installation aus neuen Gemälden, Skulpturen und Wandmalereien gestaltet Minoliti gleich den unterirdischen Pilzgeflechten eine allumfassende Welt, die die Verbundenheit aller Lebewesen anerkennt und präsentiert gleichzeitig ein völlig neues Konzept. Mit kräftigen Farben, sinnlichen geometrischen Formen und viel Verspieltheit entstehen Bilder, die ihre zweidimensionalen Rahmen überwinden. Inspiriert von der Symbolik in Kinderbüchern und ihren märchenhaft-magischen Waldwesen eröffnet Minoliti Dialoge, die weit über ökologische Fragestellungen hinausgehen. Übersetzt in eine Sprache der geometrischen Abstraktion, die sich jeder Kategorisierung entzieht, werden in Ad Minolitis Werk Inhalte des Feminismus, Klassismus, Speziesismus und Adultismus thematisiert und normative Vorstellungen von Identität und Geschlecht infrage gestellt.

Begleitend zur Ausstellung präsentiert das Kunstpalais ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm, darunter auch die erste Ausgabe von Ad Minolitis Feminist School of Painting im deutschsprachigen Raum.