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06.08. – 26.09.2010

Dellbrügge & de Moll: Guerre en forme

Die brutalste Form von Auseinandersetzung um Raum und Ressourcen ist der Krieg. In der Folge des Dreißigjährigen Kriegs, dessen Chaos konfessioneller Konflikte die Bevölkerung ausblutete, entstand der Kabinettskrieg oder Guerre en Forme. Im Kontrast zum Kampf zwischen Feinden bis zur gegenseitigen Vernichtung basiert der Guerre en Forme auf der Kontroverse zwischen zwei sich anerkennenden Souveränitäten. Es ist ein Krieg nach Regeln, in klaren Formen, in abgegrenzten Gebieten und daher bis zu einem gewissen Grad eingehegt.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg verödete Erlangen. Einen neuen Impuls gab erst die Gründung der Neustadt 1686, die mit dem zeittypischen Guerre en Forme die abgezirkelte Geometrie und die Überzeugung der Planbarkeit von Prozessen gemein hatte. Das ist die kontextbezogene Folie der Ausstellung, von der aus Dellbrügge & de Moll Paradigmenwechsel von öffentlichem Raum, sowie Möglichkeiten der Aneignung und Nutzung urbaner Territorien betrachten.

Die titelgebende zentrale Arbeit bezieht sich auf den Grundriss der Planstadt Erlangen. Sie nutzt ihn als Feld für choreografische Notationen und zirkelt ein mögliches Spielfeld für Auseinandersetzungen ab. Dellbrügge & de Moll stellen außerdem aktuelle Projekte vor, die sich auf andere Städte beziehen: auf São Paulo und die brasilianische Hauptstadt Brasília, das neue Hafenviertel Bjørvika in Oslo, die Elbinsel Veddel in Hamburg, auf Heterotopien in Kopenhagen und Berlin. Die Künstler entwickeln Planspiele zum Städtebau, Szenarien zur Besetzung von Orten, Strategien der (Um-)Etikettierung und Umnutzung von Raum und diskutieren die Rollen von Bewohnern und Publikum als Akteuren der polis.

Die Künstler

Christiane Dellbrügge (*1961 in Moline, Illinois, USA) und Ralf de Moll (*1961 in Saarlouis) leben und arbeiten in Berlin.

 
Vernissage: 05.08.2010
Finissage: 26.09 2010
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