Eva Nüßlein. Dreck unter den Nägeln
Die Malerei von Eva Nüßlein (* 1991 in Bamberg) erzählt Geschichten – nicht in langen, komplizierten Sätzen, sondern in Momentaufnahmen. Ihre Bilder wirken wie Szenen eines Traums kurz vor dem Erwachen: deutlich genug, um sie intensiv zu spüren, aber ausreichend offen, um sie mit eigenen Eindrücken zu füllen. Oft sind es theaterartige Szenen, durchzogen von immer wiederkehrenden Symbolen – Stars, Tears, Shows und Skulls. Ihre Bildsprache ist unmittelbar und plakativ.
Nüßleins Kunst braucht kein Vorwissen, um gelesen zu werden. Sie besteht aus wenigen, allgemein verständlichen Elementen, die ein Gesamtbild, eine Atmosphäre und ein Gefühl erzeugen. Die einfache Lesbarkeit ist eine Haltung. Die Künstlerin kommt aus der Working Class, ihre Kunst soll nicht ausgrenzen. Die Welt, die sie erschafft, ist radikal zugänglich, lädt ein. Alle können hier andocken, weil Gefühle ernst genommen werden. Die Angst, die Trauer, das Staunen und die Vorfreude – all das hat Platz.
Allgegenwärtig in Nüßleins Kunst ist die Welt der Musik, des Punk und der Subkultur. Viele ihrer Titel und Motive lehnen sich an Songzeilen an – es sind Lyrics, die einen nachts begleiten; Zeilen, die im Gedächtnis bleiben. So entsteht Malerei wie ein gutes Album: emotional, laut und offen.
Abb.: Eva Nüßlein, maybe twice in a lifetime, 2024, Acryl auf Leinwand, 210 x 170 cm, Foto: Steve Braun