Alona Rodeh. Architecture of the Nights
Licht, Bewegung und Sound: In raumübergreifenden, performativen Installationen übersetzt die Künstlerin Alona Rodeh (*1979 in Tel Aviv, Israel) das nächtliche Design unserer Städte in ästhetische Erfahrungsräume. Mit Architecture of the Nights zeigt das Kunstpalais ihre erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland. Ausgehend vom Begriff der ‚Architecture of the Night‘, geprägt im Jahr 1930 durch den US-amerikanischen Architekten Raymond Hood, entwickelt Rodeh ihren künstlerischen Zugang zur urbanen Illumination. Dieser beruht sowohl auf intensiver Auseinandersetzung mit technischen Komponenten, als auch auf tiefgehenden kulturhistorischen Forschungen zum Gebrauch von künstlichem Licht.
Rodehs Kunst wird insgesamt befeuert durch ihr besonderes Interesse an den Eigenschaften von Materialien und Objekten, die unsere visuelle Umgebung mal dezent und fast verborgen, mal leuchtend und alle Aufmerksamkeit auf sich ziehend prägen. Nicht selten sind es Gegenstände, in denen sich Aspekte von Sicherheit und Sichtbarkeit verschränken. Fluoreszierende Farben und reflektierende Kleidung spielten in ihren Arbeiten bereits eine zentrale Rolle. In ihren jüngsten Werken betreten LED-Elemente, denen die Künstlerin subtile Choreographien einprogrammiert, als neue Akteure die Bühne ihrer „Performances ohne Performer“. Im Ergebnis entstehen monolithische und zugleich filigran wirkende Installationen, die ein leuchtendes Eigenleben führen und das Dunkel in den Gewölben des Kunstpalais mit enigmatischer Präsenz erfüllen.
Im frühen 20. Jahrhundert träumte der Bauhauslehrer László Moholy-Nagy (1895-1946) von mechanischen Apparaturen, mit denen sich über eine Vielzahl von Leucht- und Farbeffekten in großem Maßstab Lichtstrukturen frei im Raum komponieren ließen. Sein Bestreben, die Kunst in die dritte Dimension zu führen, vergegenständlichte sich in Werken wie dem Licht-Raum-Modulator von 1930 – demselben Jahr, in dem Raymond Hood seine Gedanken zur Lichtarchitektur entwickelte. Alona Rodeh schöpft aus diesem reichen Erbe und überführt es in zeitgenössische Verhältnisse.
Der die Solo-Show begleitende, umfangreiche Ausstellungskatalog dokumentiert die neuen Werke der Künstlerin und führt die theoretischen Stränge ihres Projekts fort. Safe and Sound: The Third Dimension erscheint als dritter Titel in Rodehs fortlaufender Reihe von Kunstpublikationen. Zusätzlich beleuchten darin zwei wissenschaftliche Gastbeiträge den Einsatz von Licht- und Soundsystemen in Nachtclubs sowie die psychischen Auswirkungen der Verdunklung in den Kriegsjahren.
Abb.: Alona Rodeh, Smooth Operator, 2018, MDF, Sperrholz, LED-Leuchten, Lautsprecher, 373 × 212 × 50 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn 2019, Courtesy the artist und Christine König Galerie, Wien, Foto: Ludger Paffrath
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