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23.01. – 03.04.2016

Lars Teichmann. Aura

Lars Teichmann (*1980 in Burgstädt) ist Maler. Das lässt sich natürlich über viele Künstler sagen. Aber Malerei ist bei ihm nicht nur das künstlerische Mittel seiner Wahl, sondern zugleich der wichtigste Ausgangspunkt für  seine Arbeiten.

Teichmanns Inspirationsquellen sind meist Gemälde anderer Künstler aus vergangenen Epochen.

Er wählt Bilder aus, die ihn bei der Betrachtung fasziniert haben, und spürt genau dieser Faszination nach, in seiner eigenen, spezifischen Form der Abstraktion. Er lässt die Figur stets erkennbar, aber eher wie ein Schatten oder eine Ahnung. Das Werk erscheint  vertraut, und man durchsucht seine Erinnerung nach dem Vorbild. So spielt Teichmann mit der Wahrnehmung jedes einzelnen Betrachters und zugleich mit dem individuellen wie kollektiven Bildgedächtnis.

Das Kunstpalais zeigt nun Lars Teichmanns erste institutionelle Einzelausstellung, die eine tiefe Einsicht in seine Bilderwelt gewährt. Der Blick kann wandern: über die lebensgroßen Formate, in die dicken Farbschichten auf der Leinwand und entlang der abstrakten Formen.  

Einige der Bilder referieren auf barocke Porträts, andere wiederum auf klassizistische Reiterbilder. Dabei befasst sich Teichmann mit einem Sujet über mehrere Gemälde hinweg. Manchmal kehrt die Lust auch nach Jahren zurück, wie ein Ohrwurm, der einen nach langer Zeit wieder fesselt. Deshalb arbeitet er meist an verschiedenen Werkgruppen parallel und hält sich offen, ein Motiv erneut malerisch zu reflektieren. Die neuste Serie, die im Kunstpalais zum ersten Mal gezeigt wird, ist in Auseinandersetzung mit der französischen Salonmalerei des 19. Jahrhunderts und im Besonderen dem Maler William Adolphe Bouguereau entstanden. Die Gemälde dieser Epoche sind üppig, detailversessen und lieblich. Wenn Teichmann solche Bilder übersetzt, übernimmt er Teile der Komposition, reduziert die Farbpalette und verzichtet auf Details  - zugunsten einer gestischen, wilden Malerei, die den Farbauftrag und Duktus betont. Die Gesichter bestehen nur noch aus weißen Farbflecken, aus den Tropfen heraus laufen, wodurch seine Figuren oft geisterhaft und unheimlich wirken – und zugleich ganz besonders präsent.

Ob er sich dabei  von Gemälden, historischen Fotografien oder Kostümbüchern ferner Länder inspirieren lässt – immer ist Teichmann auf der Suche nach den ungeschriebenen Regeln, nach denen ein Bild funktioniert. Er folgt der These, dass Gemälde, die Menschen über Jahrhunderte hinweg in ihren Bann ziehen, etwas gemeinsam haben – eine Aura.

Abb.: Lars Teichmann, Smaragd Angel, 2015, Acryl und Lack auf Leinwand, 200 x 270 cm, Foto: Annette Apel 

Vernissage: 22.01.2016
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