Ausstellung-Detailseite

31.03. – 17.06.2012

Töten

Killerspiele, Amokläufe, Ehrenmorde, Kindstötungen, Lustmorde, Selbstmorde, politische Morde, Völkermorde, Selbstmordattentäter, Terroranschläge, Kriege und Bürgerkriege, Töten von Zivilisten, getötete Soldaten, vom Töten traumatisierte Soldaten: Das Töten scheint in unserer medialisierten Welt allgegenwärtig geworden. Doch warum spiegelt sich dies kaum in der Wahrnehmung unserer Zeit? Warum gibt es keinen Diskurs über das Töten?

Die Ausstellung versucht diesen Widerspruch zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit zu untersuchen. Sie analysiert die aktuellen Ausdrucksformen des Tötens in der zeitgenössischen Kunst, ihre Rezeption des Unaussprechlichen, Unvorstellbaren, Tabuisierten. Denn wenn das Töten scheinbar allgegenwärtig ist, wird seine Gewärtigung zwingend. Die elf international renommierten Künstlerinnen und Künstler verarbeiten die Täter- wie auch die Opferperspektive, sie reflektieren das Töten als physischen Akt und als psychische Phantasie, sie schaffen ein unmittelbares Bild vom Töten oder entwickeln abstrakte Tatanalysen. Sie loten gesellschaftliche Strukturen oder auch individuelle Abgründe aus und spiegeln deren mediale Präsenz. Im Obergeschoss des Kunstpalais thematisieren Künstler die Rezeption von Kriegen und politischen Morden und im Untergeschoss reflektieren sie die medialen Inszenierungen des Tötens.

Mit dieser Ausstellung wollen wir einen Beitrag zur öffentlichen Auseinandersetzung mit einem präsenten, aber doch tabuisierten Thema leisten. Bei der Konzeption wurden daher ganz bewusst auf spektakuläre Inszenierungen, die auf Schock- und Gruseleffekte abzielen, verzichtet. Dennoch sind manche Arbeiten in der Drastik der Darstellung oder im Ausdruck ihrer künstlerischen Analyse sehr eindringlich.

Verbindendes Element aller künstlerischen Arbeiten ist die Frage, welche Relevanz dem künstlerischen Bild angesichts der medialen Bilderflut noch zukommt. Denn alles, was wir vom Krieg und vom Akt des Tötens zu wissen glauben, sind durch die Medien vermittelte Bilder. Auch wenn das Vertrauen in die Authentizität der medialen Bilderwelt längst erschüttert wurde, bleibt nur das wirklich und wahr, was bildhaft Eingang in das mediale Gedächtnis unserer Zeit gefunden hat.

Die Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung entwickeln aus dieser Herausforderung der medialen Bilderflut sehr unterschiedliche Strategien. Manche Künstler reagieren mit dem radikalen Entzug von Bildern. Demgegenüber stehen künstlerische Arbeiten, die sehr explizit das Töten darstellen, um ein bildliches Zeugnis zu erschaffen.

Zur Ausstellung veranstalten wir ein interdisziplinäres Symposion in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg: Tagungen, Vorträge und Podiumsdiskussionen der Literaturwissenschaftler*innen, der Rechtswissenschaftler*innen, der Historiker*innen, der Philosoph*innen, Theolog*innen und Architekt*innen bilden inhaltliche Schwerpunkte.

Teilnehmende Künstler*innen

Parastou Forouhar (IR), Jenny Holzer (USA), Michal Kosakowski (PL), Kitty Kraus (D), Eva und Franco Mattes (I), Bjørn Melhus (N), Simon Menner (D), Yves Netzhammer (CHF), Anri Sala (AL), Taryn Simon (USA), Milica Tomic (SRB)

Trailer zur Ausstellung

Trailer zum Katalog "töten. Ein Diskurs"

 

 

Vernissage: 30.03.2012
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