melanie bonajo. Echo Organs
Alter, Tierschutz, Spiritualität, Liebe und Intimität für Menschen mit und ohne Behinderungen - mit diesen Themen beschäftigt sich melanie bonajo (they/them) in experimentellen Dokumentarfilmen und farbenfrohen Videoinstallationen. Passend zur anziehenden Bildsprache der Filme schafft bonajo zusammen mit Théo Demans ganz eigene Umgebungen: Mal findet man als Betrachter*in auf einem detailreich gestalteten Riesensitzkissen inmitten einer außerweltlichen Landschaft oder auf Rollstühlen in Raumschiff-artigem Setting.
In der Ausstellung „Echo Organs“ lässt bonajo Menschen stark und selbstbewusst zu Wort kommen, die sonst weniger deutlich gehört werden. Für „Schule der Liebenden“ (ein Projekt, entwickelt mit Daniel Cremer und Yanna Rüger) beispielsweise sind dies Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung, Schauspieler*innen aus dem Ensemble des Züricher Theater HORA. Sie sprechen über (Selbst-)liebe, Achtsamkeit, Berührung und alle anderen Facetten körperlicher Liebe. Ebenso aufschlussreich und bewegend ist die Begegnung mit den älteren Menschen im Film „progress vs. regress“. Hier eröffnet uns bonajo deren kenntnisreiche, oft auch überraschende Perspektive auf die sozialen Veränderungen, die die technologischen Innovationen der letzten Jahrzehnte.
Nicht moralisch überhöht, sondern nahbar, verspielt, humorvoll und gerade deshalb so radikal seziert bonajo große Fragen unserer Gegenwart und ruft implizit zu mehr Respekt vor und liebevollerem Umgang mit Natur, Tieren und Umwelt, mit anderen Menschen und nicht zuletzt dem eigenen Körper und den eigenen Grenzen auf.
Abb.: Schule der Liebenden, 2024, Filmstill, Courtesy of the artist and AKINCI