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Haejun Jo

Arab Spring: The Arab World Reflected from Without

2013

Videoinstallation, 18.32 und 11.22 Min.; Zeichnungen, Bleistift auf Papier, je 27,9 x 35,5 cm und 60 x 40 cm, Städtische Sammlung Erlangen

 

 

Anfang 2011 wurde Ägypten von massiven Aufständen geschüttelt, die im Februar desselben Jahres zum Rücktritt des damaligen Staatspräsidenten Husni Mubarak führten. Es war ein Schlüsselereignis der als Arabischer Frühling in die Geschichte eingegangenen, panarabischen Protestbewegung, die in Tunesien begann und bald viele Staaten des Nahen Ostens erfasste. Auch der zehn Jahre später immer noch anhaltende Krieg in Syrien ist ein Ergebnis dieser Proteste gegen autoritäre Regime und für mehr Freiheit und Demokratie.

 

In seiner Arbeit Arab Spring: The Arab World Reflected from Without greift der koreanische Künstler Haejun Jo nur zwei Jahre später diese Entwicklungen auf und stellt sie den Demokratisierungsbestrebungen seines Heimatlandes Südkorea in den 1970er und 80er Jahren gegenüber. Beide Konfliktgeschichten wie auch der Entstehungsprozess des Werkes nehmen bei Haejun Jo den Ausdruck eines Dialogs zwischen zwei Generationen an. Für einen Film, der Teil des Werks ist, interviewte der Künstler zwei ältere Koreaner, die die Revolutionsbestrebungen in ihrem Heimatland im In- und Ausland mitverfolgten. Parallel dazu zeigt Haejun Jo ein Gespräch zwischen einem in Korea lebenden muslimischen Geistlichen und dessen Sohn. Zu Arab Spring gehört außerdem eine Reihe von Zeichnungen, die von Haejun Jos Vater angefertigt wurden und die auf dessen Rechercheergebnissen beruhen.

 

Neben politischen, ökonomischen und historischen Verbindungen zwischen Südkorea und dem Nahen Osten wirft die Arbeit ein Schlaglicht auf die Gemeinsamkeiten gesellschaftlicher Emanzipationsbestrebungen in diesen Ländern. Mit seiner Untersuchung liefert Haejun Jo unmittelbare Einsichten in Freiheitsdenken als Motor für Revolutionen und stellt zugleich festgefahrene Vorstellungen von Tradition und Säkularismus infrage.

 

Die Arbeit entstand in Kollaboration mit Dongwhan Jo, Kyeongsoo Lee und Namkee Hong.

 

Malte Lin-Kröger