Siebdruck und Pochoir auf Papier, 162,6 x 108 cm, Städtische Sammlung Erlangen
Robert Rauschenberg, einer der führenden Vertreter und Pioniere der Pop Art, gestaltete diesen Siebdruck im Jahr 1990 anlässlich des zwanzigsten Earth Day. Der Earth Day wurde 1969 nach einer verheerenden Ölpest vor der Küste von South Carolina durch den Friedensaktivisten John McConnell in den USA ins Leben gerufen und wird seit 1970 jedes Jahr am 22. April veranstaltet, um dem Problem der Umweltzerstörung mehr öffentliche Aufmerksamkeit zu verschaffen und zu einem Umdenken anzuregen. Maßgeblich durch US-Senator Gaylord Nelson entwickelte sich der Earth Day zu einer landesweiten Aktion. Das Jahr 1990 markiert einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte des Earth Day, als die Veranstaltung unter dem Organisator Denis Hayes erstmalig global in 141 Nationen stattfand und rund 200 Millionen Menschen erreichte.
Rauschenberg hatte bereits das Design des erste Earth Day Posters gestaltet, um das Vorhaben zu unterstützen. In der Folge enstanden weitere Siebdrucke, die sich mit der Thematik des Umweltschutzes beschäftigten. Auf dem Druck aus dem Jahr 1990 sind eine Schaufel und ein Besen dargestellt, die an ein Holzkreuz gelehnt sind. Für Rauschenberg typisch ist dabei die Zusammenführung von Bildelementen aus verschiedensten Kontexten, die gemeinsam einen neuen Sinnzusammenhang bilden. Dabei ist unklar, ob sie eher als Aufforderung zum Handeln gegen Umweltverschmutzung zu verstehen sind oder selber Werkzeuge der Zerstörung repräsentieren. Im Hintergrund des Bildes ist ein kahler, verdorrt wirkender Baum zu erkennen, der durch farbliche Übermalungen des Künstlers eine neue grüne Krone erhält. In Verbindung mit dem roten, von einem Pfeil durchbohrten Herzen, strahlt die Darstellung zugleich Melancholie und Schmerz, aber auch Hoffnung aus. Rauschenberg scheint die Betrachter*innen auffordern zu wollen, sich ein Herz zu fassen und den Wandel anzupacken.
Im selben Jahr 1990 wurde auch die Robert Rauschenberg Foundation mit Sitz in New York gegründet, die sich einerseits der Pflege des Künstlernachlasses von Robert Rauschenberg widmet, darüber hinaus aber auch soziale und kulturelle Initiativen fördert.
Malte Lin-Kröger
