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Milena Wojhan

Lupa

2023

Giclée-Print, 116 x 174 cm, Städtische Sammlung Erlangen

 

Milena Wojhans Lupa wirkt zunächst wie jede uns bekannte, gewöhnliche Porträtfotografie. Ungewöhnlich sind an diesem Bild jedoch die sechs nackten Brüste, die aus der offenen Anzugjacke der Künstlerin vorspringen. Von der Artemis von Ephesos der Griechen über die Minakshi des Hinduismus bis hin zur Mama Allpa der Inka, vielbrüstige oder stillende Figuren sind seit der Antike bekannt.

Mithilfe einer sechsbrüstigen Brustplatte, angefertigt in Kooperation mit der Maskenbildnerin Maxi Schwarzkopf, verwandelt sich Milena Wojhan in die mythische Figur der Lupa, die Wölfin aus der römischen Sage, die Romulus und Remus, die späteren Gründungsherren Roms, säugte. Es gibt allerdings auch eine andere Version dieser Geschichte, in welcher sich eine Prostituierte und nicht eine Wölfin der beiden Kinder annimmt. Ihre Kinderstube wäre demnach keine Wolfshöhle, sondern ein sogenanntes „Lupanar“ gewesen, eine gängige Bezeichnung für Bordelle im antiken Rom. Obgleich es nicht abwegig scheint, dass eine Prostituierte sich zweier Waisenkinder annahm, hat sich dennoch die Geschichte der selbstlosen tierischen Amme gegenüber der Erzählung über eine Frau am unteren Rande der damaligen Gesellschaft durchgesetzt.

Das Werk ist eine Schenkung der Künstlerin an die Städtische Sammlung Erlangen.

 

Jacqueline Roscher und Nora Wolf