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Eduardo Paolozzi

Moonstrips Empire News

1967

Plexiglaskassette mit 96 Siebdrucken und vier Folien
Maße: 38 x 25,3 cm; 24,8 x 25,3 cm; 14,1 x 25,3 cm
Signatur, Datierung, Nummerierung: Blätter auf Rückseite gestempelt, acht Blätter vom Künstler betitelt und signiert rechts unten: „Secrets of the Internal Combustion Engine“, „Cover for a Journal“, „Erni and T.T. at St. Louis Airport“, „Memory Core Units“, „Donald Duck meets Mondrian“, „Formica Formikel“, „High Life“, „The Silken World of Michelangelo”
Exemplar-Nummer: 489/500
Druck: Kelpra Studios, London
Verlag: Editions Alecto, London
Text: Christopher Finch
Inventar-Nummer: 1001030.1–100

 

Nach zweijähriger Arbeit stellt Eduardo Paolozzi 1967 eine Mappe fertig, die er Moonstrips Empire News betitelt.1 Sie umfaßt 100 Blätter in loser Folge. Die leuchtend bunten Drucke im Stil der Pop Art sind formal unterschiedlich gestaltet. Sie sind entweder reine Bild- oder Textblätter oder aus Bild- und Textelementen zusammengestellt. Das Material für die Abbildungen, die „images“2, sind der Welt des Kinos, der Presse, der Werbung und der Technik entnommen. Das „Inventar von Bildern des 20. Jahrhunderts“3 setzt sich so aus Fahrplänen, Comic-Illustrationen, Stadtansichten, medizinischen Tafeln, graphischen Strukturen, technischen Zeichnungen, Reproduktionen von Kunstwerken und anderem zusammen.4 Die aus den Massenmedien bekannten Sujets werden verfremdet, indem sie sich in Bildpunkte auflösen und in veränderter farbiger Gestaltung wieder auftauchen.


Wie das Bildmaterial ist auch das Textmaterial verschiedenen Ursprungs. Die meist englischsprachigen Texte bilden einen Querschnitt durch das Spektrum der zeitgenössischen Trivialliteratur bis hin zur Weltliteratur. Auch diese heterogenen schriftsprachlichen Elemente wurden verfremdet. Aus dem ursprünglichen Kontext herausgelöst, werden sie durch unterschiedliche Schriftzeichen, Satzgrößen und Ausrichtungen typographisch neu arrangiert und stellenweise mit dem Bildmaterial collagiert. Paolozzi führt das Prinzip Collage in den Moonstrips Empire News weiter, indem er „images“ in weißer Farbe auf Folien druckt, die die farbigen Kartons überlagern. So entstehen wiederum neue Bildzusammenhänge.5


Die aus den Massenmedien vertraute Bilderwelt wird durch die verfremdete Darstellung distanziert wahrgenommen. Indem er die Gebrauchsbilder als bildender Künstler neu kombiniert, ermöglicht es Paolozzi den Betrachtern, die Flut von „images“, die pausenlos auf die Sinne einströmen, als ein „Charakteristikum unserer Zeit“6 bewußt wahrzunehmen.7


Nadine Stück

 

 

1 Vgl. Winfried Konnertz, Der Siebdruck als Vollendung der Collage. „Moonstrips Empire News“ und „General Dynamic F.U.N.“, in: Ders., Eduardo Paolozzi, Köln 1984, S. 171. Vgl. auch: Lucius Grisebach, Eduardo Paolozzi, Berlin 1975, S. 158.
2 Vgl. Konnertz 1984, S. 171.
3 Ebd.
4 Ebd.
5 Ebd., S. 174 f.
6 Jacob Wenzel, Surrealistische Kraft, in: Ders.: Eduardo Paolozzi, in: Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, hrsg. v. Lothar Romain und Detlef Bluemler, München 1989, S. 6.
7 Vgl. Konnertz 1984, S. 175; Wenzel 1989, S. 6.