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Michael Buthe

RAAANNUBIS RITT/RATA

1983–84

Kassette mit 13 Radierungen, davon sieben handkoloriert
Maße: zwölf Blätter 48 x 76,5 cm, ein Blatt 37,5 x 48 cm
Signatur, Datierung, Nummerierung: signiert und nummeriert auf dem Deckblatt
Exemplar-Nummer: 10/25
Druck: Wolfgang Wassermann, Köln
Verlag: Edition Dietmar Werle, Köln
Inventar-Nummer: 1001539.1–13

 

Oft werden die Werke Michael Buthes mit dem Begriff „orientalisch“ beschrieben, was für die 13 Blätter seiner Mappe RAAANNUBIS RITT/RATA durchaus zutreffend ist.
Auf unterschiedlich großen Rechteckfeldern zeigen sich dicht gedrängt ornamental ausschweifende Formen. Federn, Sterne, Augen, Blitze, Pflanzenblätter, Schlangen, Körperumrisse, Wellenformen und Zackenlinien durchdringen und überlagern sich.
Sieben Blätter sind zusätzlich handkoloriert. Buthe verteilte frei über das ganze Blatt Handabdrücke, Farbspritzer, Pinselstriche und Lasuren, in leuchtendem Rot, Gelb, Blau, Rosa, Violett oder schillerndem Gold.1


Das Bildfeld des ersten Blattes ist vollständig mit Spiralen, Augen, Strichmännchen, Sternen und Pflanzen gefüllt, die über gepunkteten oder gestrichelten Zonen liegen. In einer zweiten Schicht erkennt man figurale Elemente, so zum Beispiel blutrote Spuren der Handbewegung. Das Blatt mutet chaotisch an, voller Bewegung und Energie aus dem Malprozess.
Wie der Künstler selbst bei seinen Fernreisen alle Eindrücke förmlich aufgesogen hat, so sind auch seine Bilder von Pigmenten aller Art gesättigt. Buthe war fasziniert von der arabischen Welt, ihren anderen Farben und dem anderen Licht, und er scheint erlebt zu haben, was schon Paul Klee von seiner Tunisreise berichtete: „Die Farbe hat mich, ich bin Maler.“2 Während seiner Aufenthalte, unter anderem in Marokko, suchte Buthe durch das „spielerische Aufgreifen von Bildwelten“3 den Anschluß an andere kulturelle Wurzeln.


Nadine Stück

 

 

1 Vgl. Noemi Smolik, Nicht nur ein Fest für die Augen. Zu fünf Bildern von Michael Buthe, in: Angelika Weßbecher u. a., Michael Buthe. Primavera Pom-peiana, Stuttgart 1989, S. 24–26.
2 Paul Klee, Tagebuch, 16.4.1914, zit. nach: Paul Klee, Tagebücher 1898–1918, bearb. v. Wolfgang Kersten, Bern 1988, S. 350.
3 Christiane Vielhaber, Michael Buthe. Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, hrsg. v. Lothar Romain und Detlef Bluemler, München 1992, S. 10