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Sol LeWitt

Sette Stelle

1984

Mappe mit sieben Phototypien
Maße: jeweils 40 x 50 cm
Signatur, Datierung, Nummerierung: signiert und nummeriert auf Titelblatt Mitte unten
Exemplar-Nummer: 78/500
Druck: Fratelli Alinari, Stamperia d’Arte, Florenz
Text: Germano Celant
Inventar-Nummer: 1001260.1–7

 

Die sieben Phototypien Sol LeWitts zeigen bei gleichem Aufbau und gleicher Farbigkeit sieben unterschiedliche Sterne. Am linken und rechten Rand der Phototypien bildet jeweils ein schmaler grauer Streifen eine Begrenzung. Zwischen diese Streifen ist jeweils eine rote quadratische Fläche gesetzt, die in ihrer Mitte einen blauen Stern aufnimmt, der von einem umlaufenden gelben Band gerahmt wird.
Allein der Stern taucht in einer von Blatt zu Blatt veränderten Form auf. Das erste zeigt einen Stern mit nur drei Strahlen, das letzte einen mit neun Zacken.


Die sieben Varianten entstehen durch das Anwenden numerischer Regeln: Jeder folgende Stern erhält einen Strahl mehr als der ihm vorangehende. LeWitt fertigte verschiedene Serien des gleichen Motivs an, als Graphik oder auch als „Wall drawing“. Stets folgte er dabei seinem „Vier-Farben-System“ Gelb, Rot, Blau und Grau. Die Ausführungen unterscheiden sich nur durch die jeweilige Zuordnung einer der Farben zu einem bestimmten geometrischen Element auf der Wand beziehungsweise auf dem Papier.


Erinnern die klaren Formen auf den ersten Blick noch an die US-amerikanische Minimal Art der 70er Jahre, so zeigt sich bei genauerem Hinsehen, daß deren Prinzipien der Permutation eines Moduls hier abgewandelt werden durch die Überlagerung zweier Codes, der Auszeichnung und der Aufzählung, der Sterne und ihrer Zacken. Die Elemente sind nicht geradlinig, mit scharfen Kanten und Ecken konturiert, sie entstehen durch unregelmäßige, wie von freier Hand gezeichnete Linien. Auch die Farbflächen sind nicht rein deckend ausgeführt, sondern scheinen stellenweise wie eine Lasur aufgetragen.
LeWitt, der als Begründer der Conceptual Art gilt, beschrieb in seinen „Paragraphen über konzeptuelle Kunst“ (1967) sein Vorgehen: „Die Art von Kunst, die mich beschäftigt, möchte ich als konzeptuelle Kunst bezeichnen. Bei konzeptueller Kunst ist die Idee oder die Konzeption der wichtigste Teil der Arbeit. Wenn ein Künstler eine konzeptuelle Form von Kunst benutzt, heißt das, daß alle Pläne und Entscheidungen im voraus erledigt werden und die Ausführung eine rein mechanische Angelegenheit ist.“1 LeWitt zeigt in dieser Serie, wie das simple Prinzip der Sterne durch die regelmäßige Veränderung („regulated changes“)2, in diesem Fall die Erhöhung der Zackenzahl von der Minimalform (3) bis zur Maximalform (3 x 3), zu einer visuellen Vielfalt geführt werden kann.3


Nadine Stück

 

 

1 Sol LeWitt, Paragraphen über konzeptuelle Kunst (1967), zit. nach: Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, hrsg. v. Lothar Romain und Detlef Bluemler, Sol LeWitt, München 1989, S. 14.
2 Thomas Dreher, Sol LeWitt, a. a. O., S. 3.
3 Ursula Perucchi-Petri, Sol LeWitt, in: Dies., Amerikanische Zeichnungen und Graphik. Von Sol LeWitt bis Bruce Nauman. Aus den Beständen der Graphischen Sammlung des Kunsthauses Zürich, Ostfildern-Ruit 1994, S. 64.