Öl auf Leinwand, 80 x 65 cm, Städtische Sammlung Erlangen
Die Malerin Zohar Fraiman beschäftigt sich in ihren Werken intensiv mit der Nutzung von Smartphones und den Konsequenzen, die die Nutzung von sozialen Medien insbesondere auf das Selbstbewusstsein von jungen Frauen hat. Im Lauf der letzten Jahre hat ihre figurative Malerei einen ganz persönlichen, schnell wiedererkennbaren Stil entwickelt. Er erinnert sowohl an kunsthistorische Strömungen wie Manierismus oder Surrealismus als auch an den allgegenwärtigen Einsatz von Filtern und Bearbeitungswerkzeugen in der digitalen Fotografie. Verschiedene Körper und Gesichter vermengen sich teils miteinander, reale Stars und Schauspielerinnen treffen auf der Leinwand auf fiktionale Figuren aus Comics oder Disney-Filmen.
Das Gemälde Slay II (2025) zeigt vor einem Hintergrund aus blauen Kacheln eine Hand mit rot lackierten Fingernägeln, die einen blauen Handspiegel emporhält. Auf der Spiegeloberfläche – also theoretisch den*die Betrachter*in spiegelnd – ist das Gesicht der Schauspielerin Margot Robbie zu sehen, das mit dem Kopf von Judy Jetson, einer Figur aus der US-Zeichentrickserie The Jetsons, verschmolzen ist. Mit dem Motiv des Spiegels spielt die Künstlerin besonders auf aktuelle Beauty-Trends an sowie die Tendenz, das eigene Antlitz auf Plattformen wie Instagram, TikTok oder Tinder durch Filter zu manipulieren. Die miteinander verwachsenen Gesichter, die sich in ihrer Mitte ein Auge teilen, lassen trotz Make-up und perfekt sitzender Frisur eine gewisse Beklemmung aufkommen. Unter der glamourösen Oberfläche scheint ein Abgrund zu lauern: Perfektionismus, Angst vorm Altern, Obsession mit Schönheitsstandards. Es sind Gefühle, wie sie etwa der hohe Wellen schlagende Body-Horrorfilm The Substance von Coralie Fargeat thematisiert, der im Entstehungsjahr von Fraimans Gemälde in die Kinos kam.
Was Zohar Fraiman mit ihren Werken auf den Punkt bringt: Das Mobiltelefon in unseren Taschen ist längst nicht mehr allein ein Kommunikationsmittel, sondern ein Instrument zur Selbstbespiegelung. Inwieweit die Verzerrungen dieses Spiegel auch zu gesellschaftlichen Verwerfungen führen, ist noch nicht ganz abzusehen. Fest steht aber, soziale Medien sind gekommen um vorerst zu bleiben.
Das Werk ist eine Schenkung der Künstlerin an die Städtische Sammlung Erlangen.
Malte Lin-Kröger