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Richard Long

Two Sahara Works

1988

Zwei Blätter, Siebdruck und Granolithographie (und Titelblatt)
Maße: jeweils 63 x 93 cm
Signatur, Datierung, Nummerierung: jeweils signiert rechts unten, nummeriert links unten
Exemplar-Nummer: 65/75
Druck: Matthieu, Zürich (Lithographie); Domberger KG, Stuttgart (Siebdruck)
Herausgeber: Edition Schellmann, München/New York
Inventar-Nummer: 1002535.1–2

 

Der vielfach als europäischer Hauptvertreter der Land Art bezeichnete Richard Long wurde gegen Ende der 1960er Jahre durch die Dokumentation seiner Wanderungen bekannt, die ihn durch England und Irland, aber auch zu abgelegenen Orten des Himalaya oder der Sahara führten.1


Two Sahara Works ist typisch für seine Arbeit. Die beiden Blätter sind als Dokumentation einer Wanderung zu verstehen, die Long 1988 in die afrikanische Wüste unternommen hatte. Das zugehörige Titelblatt mit den Angaben „left: Where the walk meets the place / A six day walk in the hoggar“ und „right: Desert Circle / Picking up carrying placing / one thing to another / around the base of a small conical volcano“ gibt die Reihenfolge der beiden Blätter vor und liefert zusätzliche Informationen in Form von Untertiteln.


„Links“ ist demnach die Photographie zu platzieren, wie es das Titelblatt mit dem Text „Where the walk meets the place / A six days walk in the hoggar“ vorgibt.2 Sie zeigt einen von Long arrangierten Steinkreis, der in einer Achse vor einem kleinen Berg im Hintergrund liegt. Nur im Medium des Photos kann Long die an einem entlegenen Ort geschaffene Arbeit der Öffentlichkeit sichtbar machen. „Rechts“ der Photographie ist nach der Vorgabe Longs das zugehörige Textblatt zu hängen, das mit der Beschreibung im Titelblatt „Desert circle / Picking up carrying placing / one thing to another / around the base of a small conical vulcano“ korrespondiert.


Die Funktion des zweiten Blattes ist es, die Entstehung der Skulptur im Freien zu erläutern. Dies geschieht durch die Aufzählung der Fundstücke – Knochen, Steine, Tier- und Pflanzenreste – welche Long durch gezieltes „Aufheben, Tragen und Niederlegen“ in kreisförmigen Zusammenhang brachte.3


Entsprechend ordnete er die 13 Begriffspaare, die, der Farbigkeit des Steinkreises folgend, aus rostbraunen Lettern gebildet werden, auf dem leeren Blatt graphisch zu einem Wortkreis an.4 Das Prinzip seiner Skulptur, das Anordnen vorgefundener Materialien zu einer geometrischen Form, wird durch die Verwendung des sprachlichen Mittels der Wortwiederholung in ihrer Beschreibung aufgenommen. Durch den gleichförmigen Textbau, der das Ende eines Satzes mit dem Anfang des unmittelbar folgenden übereinstimmen läßt, verketten sich die Textglieder kreisförmig miteinander, so daß sich kein Anfang und kein Ende mehr finden lassen.


Long greift bei seinen Wanderungen in der Natur, auf der Suche nach Ursprünglichkeit, stets auf geometrische Grundformen wie den Kreis zurück. Mit seinen Skulpturen setzt er dem Maßlosen der Natur Maßsysteme des Menschen entgegen.


Nadine Stück

 

 

1 Vgl. Susanne Wedewer, Richard Long, in: Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, hrsg. v. Lothar Romain und Detlef Bluemler, München 1992, S. 3.
2 Kat. der Ausst. Richard Long. Walking in Circles, Hayward Gallery, London 1988, S. 221.
3 Christine Hopfengart, Richard Long, in: Kat. der Ausst. Aus der Sammlung. Ensembles, bearb. v. Annie Bardon u. a., Kunsthalle Nürnberg 1991, S. 15.
4 Camel dropping to thorn. Thorn to yellow flower. Yellow flower to ant. Ant to white stone. White stone to black stone. Black stone to stick. Stick to goat’s horn. Goat’s horn so seed pod. Seed pod to cricket. Cricket to seed. Seed to orange stone. Orange stone to beetle. Beetle to place of the camel dropping.