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Fred Sandback

Acht Variationen für die Galerie Heiner Friedrich

1971

Mappe mit acht Siebdrucken auf Pastellkarton
Maße: jeweils 42 x 50 cm
Signatur, Datierung, Nummerierung: jeweils signiert und datiert rechts unten, nummeriert links unten
Exemplar-Nummer: 24/50
Herausgeber und Verlag: Galerie Heiner Friedrich, München
Inventar-Nummer: 1001111.1–8
Abbildungen: Blatt 1 und 2

 

Acht Blätter, die sich auf den ersten Blick gleichen – nur bei genauer Betrachtung bemerkt man die feinen Unterschiede in Form und Farbe. Die Grundform, die an einen Raum mit drei Türen erinnert, bleibt stets dieselbe, einzig die an verschiedenen Stellen in dem vorgestellten Raum platzierten Vierecke in Schwarz und Weiß bestimmen die Variation. Sandback fordert das Sehen heraus, möchte mit minimalen Mitteln eine maximale Wirkung erzielen.

Lässt man sich auf seine Forderung nach genauem Hinsehen ein, so kann man unter den acht Drucken vier Paare ausmachen. Jeweils zwei Blätter sind identisch konstruiert, der Unterschied zwischen ihnen besteht nur in der Farbe des in den Bildraum eingefügten Vierecks, das einmal in Weiß und bei seinem jeweiligen Pendant in Schwarz erscheint.
Auch in diesen Werken ist Sandback seinem Thema, der Linie, treu geblieben. „Die Linie ist eine Möglichkeit, die Qualität oder das Timbre einer Situation zu vermitteln, und sie besitzt eine Struktur, die klar, abstrakt und mehr oder weniger denkbar ist, aber es ist die Tonalität oder die, wenn man so will, Ganzheit einer Situation, zu der ich zu gelangen versuche.“1

Der größte Teil des Bildträgers bleibt leer und dennoch gelingt es Sandback, eine Vorstellung von Raum zu schaffen. So spartanisch er mit der Form umgeht, so zurückhaltend ist auch der Einsatz von Farbe. Der gelbe Pastellkarton, auf dem sich die Drucke befinden, leuchtet zwischen den Linien hervor, die ganz in Schwarz, Weiß und Dunkelblau gehalten sind.
Die harten Linien, die durch die Siebdrucktechnik erzeugt werden, entsprechen den Linien von Sandbacks „Skulpturen“, die aus straff durch den Raum gespannten, in den drei Grundfarben oder in Schwarz und Weiß gehaltenen, Acryl-, Woll- oder Gummifäden bestehen.


In seinem druckgraphischen Werk wie in seinen „Skulpturen“ geht es Sandback um die ästhetische Konzeption von Raum mit der Linie als einzigem Hilfsmittel. Er lotet die Möglichkeiten zur Markierung eines Raumes und seiner Grenzen bis zum Minimum aus, an dem zugleich eine maximale Vorstellungskraft einsetzen kann. Was im realen Raum der gespannte Faden bewirkt, leistet in der Graphik der Gegensatz von Schwarz und Weiß. Wo weniger zu sehen ist, kann mehr zu denken sein.


Lilian Ziehler

 

 

1 Fred Sandback (1986), zit. nach: Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, hrsg. v. Lothar Romain und Detlev Bluemler, Fred Sandback, München 1990, S. 15.